Golfverband
Rheinland-Pfalz / Saarland e.V.

Mehr als eine Überraschung, Rheinland-Pfalz/Saarland wird 2. im Länderpokal

Zum Schluss hielt es keinen der Zuschauer mehr auf den Sitzen. Viele Golfer hatten den Weg zum GC Nahetal gefunden und wollten bei herrlichem Wetter die besten Golf-Amateure aus Deutschland sehen. Und was sie zu sehen bekamen, hatte es in sich.

Die besten sechs Mannschaften, unter ihnen unser LGV-Team, das am zweiten Tag den dritten Platz vom 1. Spieltag halten konnte, starteten am 1. Abschlag bereits morgens um 8 Uhr.

Die Anspannung war bei vielen Teams spürbar. Die Bayern, die nach den Vierern noch etwas abgeschlagen im Mittelfeld landeten, hatten sich nach vorne geschoben und waren für ihre guten Zählspielergebnisse in den Einzeln bekannt. Konnten sie sich noch weiter nach vorne schieben?

Baden Württemberg hatte in den Vierern mit starkem Abstand vorgelegt und schien kaum einholbar der Favorit zu sein. Die Hessen, die nach den Vierern noch mit unserer Mannschaft schlaggleich lagen, hatten sich nach dem ersten Zählspieltag mit vier Schlägen abgesetzt. War das noch aufholbar? Alle Golfer, natürlich auch das fachkundige Publikum und erst recht die Kapitäne spürten es, ein Hauch von Krimi lag über dem GC Nahetal.

Nach den ersten 9 Löchern lag unser Max Schmitt mit –4 innerhalb unseres Teams in Front. Einige lagen level Par, aber dann kamen auch Hiobsbotschaften hinzu, einer unserer Spieler hatte einen schlechten Tag erwischt, eine +8 wurde für ihn notiert.

Yasemin Sari, die als erste Spielerin des LGV gestartet war, brachte am Ende eine 72 heim, ihr hessischer Konkurrent eine 75, das waren 3 Schläge, die wir uns gut schreiben konnten.

Daniel Becker war der nächste, seine 75er Runde warf uns wieder zurück, denn Philip Coles aus Hessen spielte eine tolle 70er Runde.

Dann kam es knüppeldick, ein +11 von Patric Scherz: Alle hofften, dass dieser Score ein Streichergebnis sein würde.

Was war mit Sonja Riedinger? Eine 76, stöhn, hatte doch ihr hessischer Flight-Partner ebenfalls eine +4 heimgebracht, doch die Hessen lagen nach wie vor deutlich vor uns.

Inzwischen hatte sich herumgesprochen, das Max Schmitt ein Riesenspiel machte. An der 15 lochte er einen Superputt zum Biride und ging mit einer –6 an den Abschlag der 16. Wahnsinn der Junge.

Ein Jubelschrei tönte vom Grün der 17 bis zum Clubhaus hinüber. Das Rätsel löste sich bald auf, Max hatte an der 17 erneut einen Birdie gespielt und lag jetzt bei –7. Dann kam er auf den Abschlag der 18 und schlug seinen Ball mitten aufs Fairway. Max demonstrierte seine mentale und golferische Stärke. Ein wunderbarer 2. Schlag ließ seinen Ball genau auf Fahnenhöhe auf dem Grün landen. Allerdings waren es noch 3 Meter zur Fahne. Er lag erneut zum Birdie. Pia Halbig aus Hessen (Vorgabe +3,5) spielte ein Par, hatte aber eine 73 auf ihrem Konto. Max puttete knapp am Loch vorbei und sicherte sich ein Par an der 18. Aber seine 65 bedeuteten Platzrekord, ein wahrer Begeisterungssturm brach über ihn herein. Das hieß aber auch, das unser Team 8 Schläge auf die Hessen gut gemacht hatte.

Steve Paul Thiel wurde als nächster erwartet. Seine 80er Runde brachte alle noch einmal ins Schwitzen, denn sein hessischer Mitspieler spielte eine 76.

Inzwischen wurde aber allen, die mitrechneten, bewusst, dass ein dritter Platz sicher war. Konnten wir die Hessen, die leicht vor uns in Führung lagen, noch überholen?

Alle warteten auf Jan Morris Gabriel, der am 2. Tag eine 71 gespielt hatte. Jan Morris kam mit einer wunderbaren 72 heim. Klasse. Aber das brachte uns nicht weiter nach vorne, denn seine hessische Mitspielerin hatte exakt das gleiche Ergebnis. Das hieß, Hessen lag mit zwei Schlägen vor uns.

Es würde wohl doch nur der dritte Platz werden. Aber was hieß denn "nur"? Hatte doch Gerd Kohns vor dem Turnier verkündet, dass ein sechster Platz ein tolles Ergebnis wäre.

Von Thomas Höher, der als letzter aus unserem Team gestartet war, wussten wir, das er an der 15 mit +4 lag. Ausgerechnet in seinem Flight war Christian Bräunig, der am Samstag mit einer 66 den bestehenden Platzrekord eingestellt hatte. War da noch was zu machen?

Und wieder hörte man Jubelrufe von der 17, Thomas hatte ein Birdie gespielt und lag jetzt +3.

Als die Zuschauer erfuhren, dass Christian Bräunig +4 lag, wurde allen klar, dass es zu den Hessen nur noch einen Schlag Rückstand gab. Seinen zweiten Schlag hatte Thomas Höher wunderbar aufs Grün gespielt. Atemlos warteten alle auf seinen Putt. Und der lief doch direkt ins Loch. Erneut Birdie.

Hatten wir richtig gerechnet, dann lagen wir jetzt über die drei Turniertage schlaggleich mit den Hessen.

Ein wenig dauerte die Ungewissheit noch an, doch dann wurde es am Scoreboard sichtbar. Tatsächlich, die Hessen hatten, genau wie wir ein +13 auf dem Konto. Aber da wir am letzten Tag nur eine + 2 und die Hessen ein + 6 gespielt hatten, stand es fest. Wir hatten tatsächlich den zweiten Platz belegt. Ein denkwürdiger 33. Länderpokal war zu Ende

Die Siegerehrung nahmen Bernd Gozdowski, Präsident des GC Nahetal und Gerd Kohns als Mitbegründer des Länderpokals vor. Sie fassten noch einmal zusammen, was man vorher schon von vielen Kapitänen der verschiedenen Mannschaften in diversen Gesprächen hören konnte. Großes Lob für den GC Nahetal, der einen Top-Platz und eine ausgezeichnete Organisation geboten hatte.

Vom Kapitän der siegreichen Mannschaft aus Baden Württemberg kam die eindringliche Bitte an die Verantwortlichen in den einzelnen Landesverbänden, den Länderpokal unbedingt weiter fort zu führen.

Dem können sicher (fast) alle zustimmen.

Kurz vor Ende des Turniers hatte ich Gelegenheit, ein Interview mit Max Schmitt zu führen:

MT: Wie machst Du das, dass Du als 14jähriger ein so großartiges Golf spielst?

MS: Mit sechs Jahren ging es bei mir mit dem Golf los. Ich kam unter die Fittiche von Trainer Müller im Westerwald. Von dem habe ich viel gelernt. Mit acht Jahren spielte ich mein erstes Turnier und mit 10 war ich im Kader bei Jan Pelz. Seit zwei Jahren spiele ich jetzt im GC Rheinhessen, trainiere dort, aber auch noch bei Trainer Müller, denn ich wohne ja noch im Westerwald. Im GC Rheinhessen bin ich höchstens mal am Wochenende. Ich trainiere auch im Winter, mit einem Fitnesstrainer.

MT: In diesem Jahr scheinst Du einen regelrechten Lauf zu haben, Du hast ja doch einiges gewonnen.

MS: Ja, stimmt. Außer der Deutschen Meisterschaft AK 14, Landesmeister in der AK 14 Wertung bei den Landesmeisterschaften, Landesmeister der Herren und auch noch die Clubmeisterschaften.

MT: Und heute hier der Platzrekord. Ab wann spürtest Du, dass heute ein gutes Ergebnis drin ist?

MS: Ab dem 4. Loch, da lag ich mit 2 unter Par.

MT: Du wirkst mit Deinen 14 Jahren unglaublich abgeklärt und cool. Machst Du irgendein Mentaltraining?

MS: Nein, kein Training. Ich bin schon immer mental sehr stark gewesen, ich werde nicht so schnell nervös. Zum Beispiel bei den Deutschen Meisterschaften waren noch viel mehr Zuschauer, die um das Grün herum standen. Das macht mir gar nichts aus.

MT: An der 10 gab es sehr lange Wartezeiten. Zum Teil mehr als eine Stunde. Was hast Du gemacht, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen?

MS: Ich habe Aufwärmübungen gemacht, das hat mir geholfen und ich war gleich wieder drin im Spiel, als es weiter ging.

MT: Wie soll es mit Deiner Golfkarriere weiter gehen? Hast Du Perspektiven?

MS: Ich hoffe sehr, irgendwann im Nationalkader zu spielen und, wenn alles gut läuft, später mal die Tour. Aber dazu muss ich noch sehr viel üben, mehr als heute.

MT: Max, ich danke Dir für das Gespräch und nochmals, alles Gute und Gratulation zum heutigen Platzrekord.

von Michael Tosch

Sonja Riedinger am Abschlag der 10
Yasemin Sari
Max Schmitt
Siegerehrung durch Bernd Gozdowski und Gerd Kohns
Die Kapitäne aller Mannschaften wurden geehrt
Auf dem dritten Platz: Hessen
Wahnsinn, zweiter Platz für uns
Die Sieger: Baden Württemberg
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