Golfverband
Rheinland-Pfalz / Saarland e.V.

23. Sportmedizinisches / Sportwissenschaftliches Seminar

So richtig ist der Golfsport nicht im Focus der Doping-Kommission verzeichnet, doch verschiedene Äußerungen über Merkwürdigkeiten bei anderen Mitspielern in Profi-Golfturnieren werden schon mal gelegentlich angedeutet. Man sollte da allen Anfängen wehren. Nun sind die Grenzen von Mitteleinnahme bei Erkältungen und Asthma ganz eng angelegt, weshalb auch die Benutzung von Nasensprays nur vorsichtig getätigt werden sollte. Unter die Stimulanzien fällt auch der Betablocker, der zur Dämpfung von überschießenden Herz-Kreislauf-Reaktionen angewandt wird.

Mit einer Großveranstaltung über "Doping im Sport" auf dem Campus der Uni Koblenz-Landau, vorbereitet von Bildungsreferent Andreas Eichhorn, hat Anfang November der Sportbund Pfalz eine starke Zuhörerschar von Übungsleitern, Trainern, Sportlern und Sportlehrern in den Hörsaal eingeladen. Drei kompetente Dozenten konnten dazu gewonnen werden, die in inhaltsreichen Vorträgen neueste Erkenntnisse und Maßnahmen darlegten. Nach Anmoderation von Dr. Uwe Winter, Vorstandsmitglied des Sportärztebundes Rheinland-Pfalz, begann Armin Baumert, Vorsitzender der Nationalen Anti-Doping Agentur Deutschland (NADA) in Bonn, seinen Vortrag mit dem Thema: "Aktueller Stand der Dopingbekämpfung". Und kämpferisch waren auch seine Thesen, die immer die Prävention in den Mittelpunkt stellten. Diese stehe über allem und die Aufklärung muss sowohl an der Basis, als auch beim Spitzensportler einsetzen. Die NADA versucht mit Prävention bei Sportlern/innen bereits in den Eliteschulen, bei "Jugend trainiert für Olympia" und sonstigen Jugendveranstaltungen die Gefahren aufzuzeigen. Trainer/innen sind angesprochen in Trainerakademien, bei Übungsleiter-Ausbildungen und in den Verbänden. Ebenso sollen die Eltern durch eine soeben entwickelte Broschüre eindringlich zur Mitaufsicht aufgerufen werden.

Die AG Prävention der NADA arbeitet vernetzt mit den Landes-Sportbünden, dem DOSB, der Deutschen Sportjugend (dsj) und Weiteren, sehr intensiv zusammen. Die voluminösen Unterlagen mit der Überschrift: Sport ohne Doping! wurden allen Teilnehmern überreicht. Es ist eine Arbeitsmappe mit CD´s zur Doping-Prävention, die an alle Übungsleiter/innen und Trainer/innen gerichtet ist und auf die immensen Gefahren bei Manipulationen hinweisen soll.

In 2008 wurden Tausende Kontrollen bei 1250 Athleten/innen durchgeführt, wobei es die Einteilung in stark, mittel und weniger gefährdete Sportarten gibt. Mit dem Kernsatz: "Nicht die NADA sanktioniert, sondern nach Katalog die Verbände!" schloss Armin Baumert seinen, die frühzeitige Prävention anmahnenden Vortrag.

"Doping aus medizinischer Sicht", hatte Dr. Sebastian Thormann seine Ausführungen betitelt. Er ist ebenfalls Mitarbeiter in der NADA und als ehemaliger Ruder-Hochleistungssportler im angesprochenen Metier kein Neuling. Die Geschichte des Dopings ist uralt und der erste dokumentierte Todesfall trug sich 1886 zu, als der Brite Linton beim Straßenrennen Paris – Roubaix nach übermäßigem Koffein-Genuss zu Tode kam.

International ist die World-Anti-Doping-Agency (WADA) tätig, die an jedem Ort der Erde , und da auch unangemeldet im Training erscheint, um ihre strengen Kontrollen durchzuführen. Zu den absolut verbotenen Methoden nach dem NADA-Code zählt Gen-Doping, denn was für die moderne Medizin als Segen zu werten ist, grenzt bei Sportlern schon an das Perversum. Weiter ist Erythropoetin (EPO) nicht erlaubt. Das Blut wird zähflüssiger und es ist der Tatbestand gegeben, dass das Vorhandensein eines verbotenen Wirkstoffes vorliegt. Dazu zählen z.B. auch die Stimulanzien Adrenalin, Cocain und Metamphetamin. Weiter auch Alkohol, der bei bestimmten Sportarten wie Bogenschießen, Motorsport, Karate oder Modernem Fünfkampf nicht erlaubt ist. Die Liste der bekannten nicht erlaubten Wirkstoffe ist beängstigend lang, doch gibt es auch eine Aufstellung von erlaubten Medikamenten, die im Krankheitsfall eingesetzt werden können. Darüber ist die Einsicht in der Internet-Datenbank unter www.nadamed.de gegeben.

Den dritten Teil des Sport-Seminars füllte Prof. Dr. Eike Emrich mit seinem Vortrag: "Soziologische und ökonomische Aspekte des Dopings". In seiner lockeren Einleitungsrede ließ der Dozent an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, schon klar erkennen, welche Bedeutung der Kampf gegen die Seuche Doping inzwischen gewonnen hat. Sport bedeutet, selbst gewählte Hindernisse zu überwinden. Da ist Doping kein geeignetes Mittel, denn es stellt eine künstliche Manipulation des sportlichen Leistungsvermögens dar.

Sportler sind durchweg Individualisten. Und doch sind Stimulanzien nicht der Weg, um Höchstleistungen zu erbringen und dadurch Anerkennung zu erreichen und auch noch Höchstgagen einzustreichen. Die verbotenen Wirkstoffe können der Gesundheit des Sportlers Schaden zufügen und niemand kann sich dabei unbeobachtet fühlen. Die Sportler müssen an allen anzugebenden Orten zwischen 6.00 und 22.00 Uhr für Doping-Kontrollen zur Verfügung stehen.

Wie viele dopen, wie viele nicht? Die Ergebnisse der Umfragen sind wissenschaftlich aufgearbeitet. Bei der WADA waren nach den damaligen Erkenntnissen in 2003 nur 1,5 % der A-Proben positiv. In schwierigen Situationen wird nicht ehrlich geantwortet. Um nicht eine Nachteil-Vermeidung zu riskieren, wird vielfach die Meinung vertreten : Die Anderen Schlucken auch, also muss ich ebenfalls Schlucken! Bei den Befragungen wirken dann die Entschuldigungen äußerst grotesk. Nicht durch Appelle ist das Dopingproblem zu lösen. Prävention schon im frühen Alter bis etwa 10 Jahren ist wahrscheinlich am erfolgreichsten im weiteren Sportlerleben. Aus ökonomischer Sicht müsste eine Lösung in dieser Richtung noch am ehesten möglich werden. In seinem Schlusswort sprach Prof. Dr. Eike Emrich diesen Grundsatz aus: "Sport lässt sich am besten verkaufen, wenn die Leistung stimmt und die Ehrlichkeit glaubhaft wiedergegeben wird!" Und setzte noch einen Ausspruch von Jan Ullrich drauf: "Doping ist für mich, wenn einer positiv erwischt wird!"

Vom Ernst der Thematik sichtlich beeindruckt, verließen die mehreren hundert Teilnehmer den Hörsaal auf dem Uni-Campus.

von Eddy Menzler

Höchste Aufmerksamkeit im vollbesetzten Hörsaal
Dr. Sebastian Thormann bei seiner Vortragseinleitung
Gliederung der Vortragsthemen bei Prof. Dr. Eike Emrich Saarbrücken
Von Jan Ullrich ist dieser Ausspruch überliefert
V.li. Armin Baumert, Prof. Dr. Eike Emrich und Dr. Sebastian Thormann nach den Vorträgen beim Sportbund Pfalz
zurück
powered by